Take A Walk On The Wild Side

Es ist heiss. Ich oeffne die Augen. Die sonne ist bereits ueber der Gebirgskette. Die Luftfeuchtigkeit ist zu ertragen. Ein Blick auf die Uhr: es ist 6.10 am. Die Tage beginnen frueh im Nordwesten Australiens.
Wir haengen in Kununarra fest, Franky geht es nicht gut. Den weltberuehmten Kakadu National Park haben wir schon hinter uns gelassen. Vor allem die Felsmalerei der Aboriginal People war beeindruckend. Obwohl wir die groessten Atraktionen verpasst haben, dank der Regenzeit.
Es ist Ostern. Das maechtige fruehstueck ist angerichtet. Vicky hat uns tatsaechlich schokoladen Osterhasen geschenkt. Die Tage wurden mit faulenzen verbracht. Durch die Feiertage dauerte es fast eine Woche bis unser Weggefaehrte wieder auf den Beinen stand.
Die naechsten drei Tage sollten eine der Besten meiner Australienreise werden. Nachdem wir schon von der Emma & Amalia Gorge fasziniert waren gab uns am letzten Tag die El Questro Gorge den Rest. Riesige Schluchten in Mitten der flachen Landschaft. Ueppige Vegetation im Schatten der hochragenden Felswaende, und am Ende ein wunderschoener Wasserfall mit einem Natural Pool. Die eiskalte Erfrischung kam nach den Wanderungen ganz gelegegen. Die Tage in den Kimberleys sind fast schon vorbei. Aber die Uhr stand erst mal auf Kroko-Zeit. Baden ist in der Windjana Gorge nicht empfehlenswert, da der schlamm-getruebte Fluss von dutzenden freshies bewohnt wird. Die nicht ganz so gefaehrlich aussehenden freshwater crocodiles liegen in der Abend -und Morgendaemmerung faul auf den Sandbaenken herum. Paul und James waren begeistert und so konnten wir uns auf das naechste Ziel stuerzen. Wir wollten am selben Tag noch in Broome landen, aber das passte Franky ganz und gar nicht. Nachdem wir die Lager eines Reifens in Kununarra gewechselt haben, bestand er darauf, auch noch zwei andere gewechselt zu bekommen. So vergingen wieder drei Tage, aber diese wurden genutzt um Poker zu spielen und die Waesche zu waschen.

Mit etwas Verspaetung in Broome angekommen trafen wir ein deutsches Paerchen wieder, welches wir auf der Great Central Road einen Monat zuvor kennen gelernt haben. Es wurden viele Erfahrungen ausgetauscht und die Werkstattaufenthalte des jeweils anderen diskutiert. In Broome lernten wir ebenfalls unsere neuen travel mates Brie & Amy kennen. Bramy ( wie wir unsere kleine Gruppe bestehend aus zwei Kanadierinnen nannten) sind uns in kurzer Zeit richtig ans Herz gewachsen. Der gemeinsame Kinobesuch im aeltesten open air kino der Welt war nur der Anfang. Deshalb machten wir uns nach dem Wochenende auf dem Weg zum Karijini National Park. Der zweitgroesste National Park in Western Australia hat ueber sechs Schluchten zu bieten. Jede dieser Gorges war ein Juwel fuer sich. Der erste Tag war beeindruckend, aber als wir nach weiteren drei Naechten die Hancock & Weano Gorge besuchten, ueberragte es alles bisher gesehene. Es ist nahezu unmoeglich diesen Teil der Erde zu beschreiben. Man fuehlt sich ein Mal mehr in die Zeit zurueck versetzt. Die Stille in der von den Wassermassen geformten Schluchten ist fast schon spirituell. Sprachlos von der unbegreiflichen Schoenheit der Natur schliefen wir am letzten Abend erschoepft unter den Sternen ein.

Nach unserem letzten Abstecher ins Landesinnere hiess es ab jetzt nur noch all along the coast. Exmouth wurde genutzt um alle Vorraete aufzufuellen. Denn am naechsten Morgen brachen wir auf zum Cape Range National Park. Diesmal wurde nicht gewandert, es ging ins Wasser. Das Schnorchelequipment wurde ausgeliehen und so machten wir uns in zweier Gruppen auf, um das Ningaloo Riff zu erkunden. Mit Rochen zu schwimmen war ich ja gewohnt, die erste Schildkroete zu sehen war ein toller Moment, aber neben einem Hai zu tauchen war schon der Hammer :) Es war auch schoen mal wieder die Sonne mit einer kuehlen Brise am Strand zu geniessen. Aber die Zeit lief uns davon. Wir mussten weiter.

Nach einem Zwischenstop in Carnarvon fuhren wir zum naechsten Stop. Der Hamelin Homestead, gelgen in Shark Bay, war wahrlich wie ein zu Hause. Es wurde Pizza Calzone style gemacht und ich wurde suechtig! Und alles nur wegen den Canadierinnen. Sie brachten uns Quadrato bei. Ein Kartenspiel aus Costa Rica. Dieses unfassbar nervenaufreibende Spiel trieb uns alle in den Wahnsinn. Wir hatten den besten Spass. Es war eine wundervolle Zeit bis dahin. Doch langsam wurde uns klar dass nicht mehr all zu viel davon uebrig war..

Doch noch war das Ende nicht soweit, nichts desto trotz verliesen wir terra australis incognita  – Australien. Wir besuchten King Leonard in seinem Land Principality of Hutt River. Das selbststaendige Land ein paar hundert Kilometer noerdlich von Perth wird regiert von King Leonard und seiner Prizessin. Dieser spaletete sich 1970 von der Commonwelth of Australia ab und gruendetet seinen eigenen Staat. Er stempelte unsere Reisepaesse und erklaerte uns wie alles entstand. Lustige Geschichte und auf Wikipedia nachzulesen. Die letzte Nacht auf unserem Road Trip verbrachten wir auf einem Campingplatz in der Naehe des Nambung National Parks. Die geisterhaften Gesteinsformationen sind wirklich beeindruckend. Die Landschaft erscheint unwirklich, zu vergleichen mit Stonehenge auf der Groesse von mehreren Fussballfeldern.
Der letzte Morgen ist angebrochen, ein aller letztes mal wird Franky gepackt und gesattelt. Die Fahrt nach Perth ist komisch. Innerhalb von zwei Monaten gewoehnt man sich an die Wildniss. Autos alle paar hundert Kilometer und vor allem Ruhe. Der letzte Abend sollte noch mal ein Besonderer werden. Wir bildeten Teams. Jeweils eines fuer Vor-, Haupt- und Nachspeise. Wir kauften Bier, Wein und Rum. Nach dem wir zu sechst fuenf Stunden Franky poliert haben, genossen wir unser Festmahl. Es war ein schoener und unvergesslicher Abend.

Nach und nach verabschiedetet sich einer nach dem anderen. Ich verkaufte das Auto. Ich Buchte meine Fluege. Und doch war ich ein wenig Wehmuetig Australien zu verlassen. Eine grossartige Zeit liegt hinter mir. Und ich will auch danke sagen. Ohne Vicky, Paul, James, Brie und Amy waere dieser Trip nicht so verlaufen wie ich es mir erhofft hatte. Lou Reed begleitete uns mit seinem Song Take A Walk On The Wild Side, and so we did.

Nun sitzte ich im Flugzeug und schliesse die Augen. Denn ich weiss, wenn ich aufwache beginnt ein neues Abenteuer.

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2 Gedanken zu „Take A Walk On The Wild Side

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